Interview im Rehauer Tagblatt

Interview im Rehauer Tagblatt

Die frühere „Neue Schule“ feiert Geburtstag

Das Gespräch führte Susanne Glas – erschienen im Rehauer Tagblatt am 23. April 2009

Die Rehauer Pestalozzi-Schule feiert demnächst 100. Geburtstag. Schulleiter Gerd Löffler lädt dazu neben seinen Schützlingen auch alle „Ehemaligen“ ein.

Herr Löffler, der wievielte Rektor in 100 Jahren Schulgeschichte sind Sie eigentlich?

Der 16. Allerdings müssen Sie wissen, dass es zeitweise drei Schulleiter gleichzeitig gab, einen für die katholische Abteilung, einen für die Grundschule und einen weiteren für die älteren Jahrgänge.

Es wurde also zwischen den Konfessionen getrennt?

Sogar sehr lange. Die sogenannten Bekenntnisklassen gab es bis weit in die 60er Jahre hinein. Entstanden waren sie, weil es in Rehau im Zuge der Industrialisierung jede Menge Zuzüge und damit plötzlich auch viele Katholiken gab. So wurden neben 17 Klassen für Protestanten zwei weitere für Katholiken eröffnet. Übrigens: Letztere hatten das Schulhaus nur über den Mädcheneingang zu betreten.

Haben Sie bei Ihren Recherchen für die Festschrift eigentlich Fakten herausgefunden, die Ihnen nicht bekannt waren?

Sogar einen sehr interessanten! Als Baumeister der Pestalozzischule wurde bislang immer nur Hans Dunkel erwähnt. Der damalige Amtstechniker war gerade 25 Jahre alt, als er 1906 den Auftrag für den Bau erhalten hat.

Und jetzt hat sich herausgestellt, dass er es gar nicht war?

Nein, so ist es nicht. Aber Dunkel wurde beim Entwurf der Schule maßgeblich von Dr. Hans Gräßel unterstützt, einem gebürtigen Rehauer, der damals im Stadtbauamt München tätig, aber sehr heimatverbunden war. Er war beim Bau unserer Schule quasi die graue Eminenz im Hintergrund. Dieser Fakt wurde aber geheim gehalten, weil Gräßel sonst wohl Ärger in München bekommen hätte, wo er eine Schule gebaut hat, die genauso aussieht wie unsere.

Wie kam es damals eigentlich zu dem Neubau? Rehau hatte doch eine Schule.

Stimmt, im jetzigen Kunsthaus, das 1864 als Schulhaus errichtet wurde. Durch die Industrialisierung verdoppelte sich die Rehauer Bevölkerung zwischen 1871 und 1910 aber rasch auf über 6000 Einwohner – und damit auch die Zahl der Schüler. Bei einer Gesamtschülerzahl von 1134 waren die Klassen zeitweise auf 160 Schüler angeschwollen. Man musste also handeln.

Und tat es gern?

(lacht) Anfangs war man bei der Stadt nicht begeistert von der Idee. Um 1903 hieß es, übrigens auch im Hofer Anzeiger, dass ein geeigneter Bauplatz schwer zu finden und der städtische Techniker überlastet sei. Außerdem sei das Stadtsäckel nach dem Bau von Hochdruckwasserleitung, Kanalisation und Schlachthofanlage überlastet gewesen. Erst 1906 wurde der Bau beschlossen.

Da sieht es heute mit der Rückendeckung schon anders aus, oder?

Ja, und das habe ich auch in mein Grußwort einfließen lassen. Die Stadt Rehau hat in den letzten Jahren nie etwas anbrennen lassen und kontinuierlich investiert. Nur deshalb ist dieses 100 Jahre alte Schulhaus top in Schuss.

Heute zählt die Pestalozzischule 183 Schüler. Was schätzen Sie, wie lange wird es sie noch geben?

Ich hoffe noch sehr lange. Und spreche damit bestimmt vielen aus dem Herzen.

Einer der das altehrwürdige Gebäude kennt: Hausmeister Rupert Laber im kunstvoll gestalteten Treppenhaus der Pestalozzischule