Wie die Stadt Rehau 1909 zu einem neuen Schulhaus kam
Die zunehmende Industrialisierung in den Bereichen Porzellan, Leder oder Holzverarbeitung ließ Rehau zu einer Industriestadt von Bedeutung werden. Der damit verbundene Bevölkerungszuwachs ließ auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder anschnellen.
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Rehau
Die Einwohnerzahl Rehaus stieg von 3832 im Jahr 1885 auf 6095 im Jahr 1914 an. Mit dieser enormen Zunahme stieg natürlich auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Waren es 1884 noch 622 Buben und Mädchen, so waren es im Schuljahr 1908/09 bereits 948 Kinder. Der vorläufige Höhepunkt der Schülerzahl wurde im Jahr 1914/15 mit 1134 erreicht.
1871 3.317 Ew. | 1885 3.832 Ew. | 1900 4.365 Ew. | 1905 5.338 Ew. |
1910 6 045 Ew.
(ausgewählte Zahlen aus der Zeit vor dem Bau des Neuen Schulhauses)
„Die vorher schon miserablen Schulverhältnisse arteten nun fast zur Katastrophe aus“, so schreibt Lehrer Harald Günther in seinem Buch „Die Pestalozzi-Schule“
Klassenstärken bis 90 Schüler waren bis dahin normal; sie wuchsen bis 1903 auf 160 Schüler pro Klasse an. Die vorhandenen acht Schulstellen platzten aus allen Nähten. Die Forderung nach mehr Lehrsälen wurde immer heftiger. So gipfelte eine am 16. Januar 1903 im Hofer Anzeiger veröffentlichte Meldung in der Forderung: Also auf, und schafft bessere Schulverhältnisse zum Wohle der Stadt, zum Wohle der ganzen Bevölkerung.“
Dazu ein weiteres Zitat aus dem Hofer Anzeiger: „Der Magistrat lehnte dies (Anm.: Gemeint ist der Bau eines neuen Schulhauses.) … mit der Begründung ab, dass in Rehau nicht so leicht ein passender Bauplatz zu finden sei und übrigens der städtische Techniker so mit Arbeiten überlastet wäre, dass der Termin des kgl. Bezirksamtes ein viel zu kurzer sei, um dessen Verlangen nachzukommen. Auch die großen Baukosten in den letzten drei Jahren für Hochdruckwasserleitung, Kanalisation, Schlachthofanlage, … ließen es für die Stadt Rehau nicht gerechtfertigt erscheinen, ein neues Schulhaus in nächster Zeit zu bauen.“ Es sollten noch 4 Jahre ins Land gehen, bis der Schulhausneubau in Angriff genommen wurde.
Die Planungsphase
Die erste Planung, das neue Schulhaus schließlich an der Bahnhofstraße zu erbauen, lehnte die königliche Regierung ab, „weil die Grundwasserstandsverhaltnisse nicht bedenkenfrei seien“
Am 1. Juni 1906 wurde vom Magistrat beschlossen, das neue Schulhaus auf dem Platz beim Friedhof zu errichten. Dieses Vorhaben musste bald aufgegeben werden, weil das Grundstück für die Erweiterung des Friedhofs vorgesehen war. Und: Gegen diese Platzwahl hielten nun mehrere Bürger Protestversammlungen ab und schlugen eine Vergrößerung des alten Schulhauses vor. Zwei Bauplätze an der Ascher Straße bzw. an der Schützenstraße ließ sich der Magistrat „vor der Nase wegkaufen“.
Nun stand dem kgl. Magistrat von Rehau nur noch das Grundstück an der Wallstraße zur Verfügung. Es wurde erworben, im Januar 1907 verbrieft und der Amtstechniker Dunkel mit Planung und Bauausführung des Schulprojektes beauftragt.